Kritische Aktionäre Treffen
Am 03.02.2023 haben wir auf Einladung des Dachverbandes Kritische Aktionärinnen und Aktionäre, der sich für die Einhaltung von Mindeststandards im Bereich der sozialen und ökologischen Unternehmensverantwortung einsetzt, an der Hauptversammlung von Thyssenkrupp teilgenommen.
Während des Treffens gaben die Vorstandsmitglieder von Thyssenkrupp Bericht über die Aktivitäten des Unternehmens im vergangenen Jahr und beantworteten Fragen.
Wir haben ihnen folgende Fragen gestellt:
1. Welche Maßnahmen wurden seit dem Tod von Refat Süleyman bei ThyssenKrupp Steel (Bruckhausen) am 17.10.2022 zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen ergriffen?
2. Welche Unterstützung und Kommunikation bietet ThyssenKrupp Steel den Familien und Hinterbliebenen von verletzten oder verstorbenen Zeitarbeiter*innen und direkten Mitarbeiter*innen von ThyssenKrupp Steel?
3. Wie sehen die internen Verfahren für den Umgang mit Arbeitsunfällen aus? Werden Arbeitsunfälle intern und auch gemeinsam mit relevanten Subnehmern aufgearbeitet und welche Konsequenzen werden daraus gezogen? Wie ist es möglich, dass die Eleman GmbH und der Oberhausener Personalservice immer noch als Subunternehmer von ThyssenKrupp Steel tätig sind, nachdem dort weitgehende Verstöße gegen das Arbeitsrecht von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern gemeldet wurden?
4. Auch wenn die oben genannten Bedingungen allgemein bekannt sind, werden sie offenbar weder vom Unternehmen noch von den Vertretern der IG Metall, die sich diesbzgl. für Verbesserung einsetzen müssten, als problematisch bezeichnet. Warum ist niemand bereit, Maßnahmen zu ergreifen, um einen raschen Wandel einzuleiten?
5. Was wird konkret gegen die weiterhin bekannte Ausbeutung und den Missbrauch von Arbeitnehmern unternommen – u.a. durch Nichtbezahlung von Kranken- und Urlaubsgeld, Nichtbezahlung von Überstunden, Nichtbezahlung von Schutzkleidung – die zu unsicheren und schrecklichen Arbeitsbedingungen und damit zu einem erhöhten Unfallrisiko führen? Was wird dafür getan, dem ein Ende zu setzen und den Leiharbeitnehmern die volle Bezahlung, einschließlich Überstunden und ohne Abzüge für Arbeitskleidung, sowie die Lohnfortzahlung während des Urlaubs und im Krankheitsfall zu gewährleisten?
Die Antworten, die wir von Herrn Burkhard, einem Mitglied des Vorstands, erhielten, gingen nicht inhaltlich auf unsere Fragen ein, sondern wiederholten lediglich die vage und unbefriedigende Stellungnahme des Unternehmens von vor der Hauptversammlung. Zusammenfassend stellt Thyssenkrupp fest, dass es über Verfahren zur Verhinderung von Missbrauch verfügt und sich gleichermaßen um direkt beschäftigte Arbeitnehmer und solche, die von Subunternehmen beschäftigt werden, kümmert. In Anbetracht der Sterblichkeitsrate bei Direktbeschäftigten ist dies ein wahrlich schwaches Argument. Letztlich wurde nur wenige Wochen nach dem Tod von Refat Süleyman ein weiterer Arbeiter in dem Werk, diesmal ein direkter Mitarbeiter des Unternehmens, verletzt und starb wenige Zeit später.
Wir kämpfen weiter für bessere Arbeitsbedingungen in der Industriereinigung und fordern von ThyssenKrupp Rechenschaft!
Der vollständige Text unserer Erklärung ist hier verfügbar: https://www.kritischeaktionaere.de/thyssenkrupp/unwillen-ernsthaft-die-bedingungen-von-leih-und-zeitarbeiterinnen-zu-pruefen/