Forschungsbericht zum Projekt „Diskriminierung jenseits der Kategorien“ veröffentlicht
Unser erster Forschungsbericht ist da! Im Rahmen des Projektes „Diskriminierung jenseits der Kategorien. Erfahrungen osteuropäischer Einwanderer in urbanen Sozialräumen (DjeKa)“ haben Mitglieder des Vereins in Zusammenarbeit mit dem Institut Arbeit und Qualifikation, Universität Duisburg-Essen und dem Verein SGDV die Bedingungen struktureller Diskriminierung untersucht, die bulgarische und rumänische Migrant:innen in Duisburg erfahren.
Der Bericht bietet eine kritische Analyse der drei wichtigsten Lebensbereiche: Arbeit, Sozialleistungen und Wohnen. Entgegen den weit verbreiteten Vorstellungen vom ‚Sozialleistungsmissbrauch‘ nehmen die Migrant:innen, die wir begleitet haben, wohlfahrtsstaatliche Leistungen nur zögerlich in Anspruch. „In manchen Fällen haben sie unsere Hinweise auf Möglichkeiten, staatliche Hilfen zu beantragen, auch aktiv ausgeschlagen“, berichtet Polina Manolova.
Was in der öffentlichen Berichterstattung oft unerwähnt bleibt: EU-Bürger:innen haben in Deutschland erst nach fünf Beschäftigungsjahren überhaupt vollen Zugang zu den sozialen Leistungen. Dieser wird den Zugewanderten durch schwer zu erbringende Nachweise, lange Wartezeiten auf einen Termin und lange Bearbeitungszeiten erschwert. So fallen Personen mit besonders hohem Bedarf aus den Systemen sozialer Sicherung heraus.
Dabei sind es gerade sie, die in häufig prekären Beschäftigungsverhältnissen die migrantisch geprägten Wirtschaftssektoren am Laufen halten.
Der Bericht argumentiert, dass das Zusammenwirken von diskriminierenden Erfahrungen in der Arbeitswelt, auf dem Wohnungsmarkt und im Zugang zu sozialen Rechten zur (Re-)Produktion der prekären Lage südosteuropäischer Migrant:innen in Duisburg führt.
Die kommunale Politik in den jeweligen Bereichen und im Ganzen muss sich somit fragen, wo sie die Verantwortung für die anhaltend schlechten Lebensbedingungen sieht: in den Integrationshemmnissen und kulturellen Abweichungen der Zuwandernden oder in deregulierten Arbeits- und Wohnungsmärkten und ihren eigenen programmatischen Ausrichtungen und administrativen Verfahren.
Denn diese verschlimmern zum Teil die ohnehin prekäre Lage der Zugewanderten, anstatt sie in schwierigen Lebenslagen zu stärken und zu unterstützen.
Das Projekt wurde gefördert durch die Anti-Diskriminierungsstelle des Bundes.
Der Bericht ist frei zugänglich auf der Website des Institut Arbeit und Qualifikation:
Ein Interview zum Bericht und den Schlussfolgerungen des Forschungsteams ist einsehbar unter: